Dazwischenland

Słubfurt 2030. The future is now. Aus allen Winkeln der Welt hierhergekommen bringen die neuen Słubfurterinnen ihre Erfahrungen, Muster und Perspektiven für ein Heute mit. Eine szenische Installation untersuchte diese utopische Insel im Meer von Nowa Amerika. For now. And here. Future is welcome. Die Inszenierung entsteht aus der Erfahrungswelt der Migranten und entwickelt daraus szenisch Strukturen und Visionen, die zu einer eigenen neuen Welt werden.

Die Probenarbeit begann am 03.05.21 mit einer Konzeptionsprobe mit den Darstellerinnen Elena, Heidi, Richard, Fatemeh, Bijou, Wojtek, Dorothée, Mohammad, Ibrahim, sowie Roksana und Wolfram als Darsteller und Musiker, dem Dramaturgen Matthias Wolf, dem Assistenzregisseur Matthias Hille, Michael Kurzwelly als Künstler und Projektleiter des Brückenplatzes, sowie Regisseur Thomas Roth. Vereinbart wurde mit dem Ensemble eine theatralische Reise zu unternehmen, dabei zu untersuchen, was sie aus ihrer Flucht nach Europa mitgenommen haben und welchen Einfluss diese Prägungen auf ihre Wunschvorstellungen von der neuen Heimat haben. Von den ersten Proben an, spielte Bewegungstraining mit Matthias Hille und der Tänzerin Bijou eine große Rolle. Ein wacher Körper bringt gute Ideen hervor. Dazu wurde mit Signets der Gruppe Migrantas gearbeitet, die die Spieler um ihre persönlichen Erfahrungen erweitern konnten, mit Theaterimprovisationen würden so die Grundlagen für eine Rollengestaltung erarbeitet.  In der Regel haben wir in einem langen Prozess zweimal in der Woche jeweils 4 Stunden probiert. Zwei Intensivworkshops an langen Wochenenden dienten dazu, den Fokus auf die sich langsam entwickelnde Geschichte zu lenken. Es entstand ein Boot mit Flüchtenden, die mit den Naturgewalten kämpften und sich an einen Stand retteten. Hier wurde die Frage nach einem Bühnenbild relevant:  Es wurde entschieden, dass alle Szenen auf der Grundlage von Meer und Sand erarbeitet werden, der Strand wurde aus einer großen Fläche mit Sand und Korkgranulat gebildet. Dort erwartet sie schon eine zwielichtige Gestalt, die sie scheinbar helfend aufnahm, ihnen ein Zelt und ein Multikulti-Fest versprach und einen der Migrantinnen zum Stellvertreter ernannte. Im Verlauf der Inszenierung stellte sich heraus, dass er nur Opfer für Organhandel suchte. Aber die Flüchtenden wehrten sich und flohen in die Wüste. Auf einem langen Marsch in Angst vor der Grenzpolizei und weiteren dubiosen Schleppern, fanden sie in einer verlassenen Oase die Überbleibsel eines Projektes, das sich um Migranten und Geflüchtete gekümmert hatte – den Brückenplatz | Plac Mostowy in Słubfurt (Frankfurt/Oder). Jan Poppenhagen‘s Videokompositionen von der Arbeit zeigten Wege und Aktivitäten und für die Geflüchteten entstand die Frage, ob Sie hier anknüpfen oder etwas Neues entwickeln wollten. Mit diesem Moment berührte die Inszenierung eine der zentralen Fragen vom Brückenplatz | Plac Mostowy:  Wie geht es weiter? Die Frage ist hochaktuell, denn der Ort Brückenplatz ist durch Baupläne der Stadt Frankfurt (Oder) bedroht, auch wenn sich die Lage durch eine Absage des geplanten Investors etwas entspannt hat, bleibt die Frage nach Umzug und Neuorientierung von aktueller Relevanz. Eine Frage, die in den drei gut besuchten Vorstellungen (Premiere war am 25.09.21 zum Fest der Vielfalt) an das Publikum weitergegeben wurde. Michael Kurzwelly entwickelte eine Installation, in der die Mitwirkenden vom Brückenplatz sich in Videos mit musikalischen Kurzbeiträgen vorstellten. Diese Installation war für einen Monat zu sehen und wurde auch am Anfang der Inszenierung gezeigt, kündigte das Projekt an und führte die aufgeworfenen Fragen über das Inszenierungsende hinaus. Eine wichtige Rolle spielten unter anderen Roksana Wikaluk und Wolfram Spyra, die als Darstellerinnen, Musiker und Klangkünstlerinnen den Erfolg der Inszenierung mitprägten Hervorzuheben ist die gute technische Zusammenarbeit mit dem Kleist Forum Frankfurt (Oder), die uns eine hervorragende technische Unterstützung durch Lichttechnik, und den Bau einer Zuschauertribüne unterstütze. Zwei Aufführungen wurden im Rahmen der Kleist Festtage gezeigt. Die Arbeit mit Laiendarstellern vom Brückenplatz war nicht einfach. So gab es anfangs Fluktuationen. Manche Teilnehmerinnen merkten erst im Laufe der Proben, dass die Entwicklung eines Stückes zeitintensiv ist und von allen viel abverlangt. So verließen einige das Team, andere kamen neu hinzu. Eine Laiendarstellerin nahm noch im Juni teil, ist dann aber an einer schweren Krankheit verstorben. Insgesamt hat der gemeinsame intensive Prozess die Mitwirkenden des Brückenplatzes zusammen geschweißt.

Aufnahme ganzes Theaterstück, 02.10.2021

Eindrücke: Proben | Premiere | Pausen

 

06/2021

 

 

07.06.2021

11.06.2021

18.06.2021 Improvisation 

23.08.2021

25.09.2021

15.05.2021 Break

Aimun

Dorothée

Bahar

Das Künstlerteam

Matthias Hille (Koregisseur, Darsteller, Bewegungslehrer)

Bijou Camara Diaka (Choreografin, Tänzerin, Sängerin)

Michael Kurzwelly (Installation/Gesamtkoordination)

 Jan Poppenhagen (Video/Fotografie)


Thomas Roth
(Theaterregisseur)

Wolfram Spyra (Klangkünstler, Musiker, Komponist, Schauspieler)

Roksana Vikaluk (Sängerin, Schauspielerin)

Ibrahim Baba

Richard Engbers

 Wojciech Gawor

Elena Krüger

Bahareh Heshmati-Lüderitz

Dorothée Yaki A Ngon epse Jung

Uwe Jung

Aimun Abdalla
Mohamad Osman
Fatemeh Zeinali

Hintergrund

Projekt und Verein Słubfurt gibt es seit 1999. Als grenzüberschreitendes künstlerisch-bürgergesellschaftliches  Labor deutet es die beiden Städte Frankfurt (Oder) (Deutschland) und Słubice (Polen) zu der gemeinsamen grenzüberschreitenden Stadt Słubfurt um.
Dabei werden immer wieder neue Rahmen entwickelt, die von den Teilnehmerinnen mit eigenen Ideen gefüllt und  realisiert werden. So z.B. entstand 2009 das „Słubfurter Parlament“, die „Słubfurter Mediathek“ und der „Brückenplac|Plac Mostowy“ (seit 2013).
Seit 2014 bereichern viele Neubürgerinnen aus Syrien, Kamerun, Afghanistan und anderen Regionen der Welt Słubfurt und den Brückenplac|Plac Mostowy: als Labor und Modellstadt für eine Gesellschaft jenseits der Idee vom Nationalstaat.
Slubfurt e.V. hat 45 Mitglieder aus verschiedenen Berufen und Kulturen. Gründer und Initiator ist der Aktionskünstler Michael Kurzwelly, der 2019 zum 60-jährigen Jubiläum des Grundgesetzes von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande
geehrt wurde: für „ein deutsch- polnisches Netzwerk des Bürgerengagements, das mittels kreativer Partizipation in gesellschaftliche und politische Prozesse eingreift.